EINSAMKEIT HUNGERT DIE SEELE UND DEN KÖRPER AUS
Einsamkeit ist ein tiefes schweres Gefühl und nicht mit dem Wunsch auch Alleinsein zu vergleichen. Jeder wünscht sich einen Ort der Ruhe, wo man so ganz für sich alleine ist, Gedanken sortieren, mal nichts für andere tun müssen und einfach nur die Zeit genießen. Einsamkeit ist jedoch etwas ganz anderes. Es ist ein Gefühl, was tief in der Seele zu spüren und bedrückend ist. Einsamkeit ist Todesursache Nummer 1.
Der Wille zur Verbundenheit ist größer als der Wille zur Macht. Aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden ruft existenzielle Ängste hervor und produziert enormen Stress. Das Bedürfnis nach Beziehung, Geborgenheit und sozialen Kontakten ist fundamental. Die Bedrohung des Verlusts von zwischenmenschlicher Nähe lässt Stresshormone ansteigen, die sich negativ auf den Körper und die Seele auswirken.
Die Seele und der Körper fühlen sich wie ausgehungert. Oft fühlten sich Menschen dem Tod näher als dem Leben. Es können Stresssymptome auftauchen, wie Schlafstörungen, Herzbeschwerden, Depressionen, Müdigkeit.
Ausdruck von Einsamkeit einer Klientin:
„Mein Leben ist eine offene Wunde. Ständig bin ich beschäftigt meine Seele zu schützen. Ohne Beruf, ohne Erfolg, ohne Familie, ohne Partner. Welche Themen bleiben übrig? Ich verkrieche mich hinter einem Berg voll Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Mein Antrieb sind meine inneren Bilder vom Leben. Doch ich bin dem Tod schon immer näher als dem Leben. Ich winde mich wie ein Aal im Wasser und versuche dem Tod zu entkommen. Aber er holt mich immer wieder ein. Hinterhältig und bösartig schreitet er voran und verwüstet die Erde, die ich mit meiner Saat bewerfe. Immer mehr gebe ich auf den fruchtlosen Boden und hungere dabei aus. Ich kann mich nicht mehr spüren. Der Kontakt zur Erde ist verloren und Wurzeln vermag ich nicht zu schlagen. Wie sehr ich Wurzeln bräuchte, um meine ausgehungerte Seele zu nähren. Mir rennt die Zeit davon. Die Fesseln der Vergangenheit sind zerschlagen und viele Tränen vergossen. Ich irre auf der Erde umher und suche meinen Platz. Ist er so schwer zu finden? Ich kann meinen Platz im Leben nicht spüren. Um mich herum sind Statisten des Lebens. Sie alle machen mir vor, wie das Leben geht. Und doch kann ich ihnen nicht folgen. Wo gehöre ich hin? Alles vertraue wird mir fremd und alle Fremde möchte ich erkunden. Aber woher soll ich die Kraft noch nehmen ohne eine Quelle. Wie eine Blume will ich blühen und mich ganz dem Leben zeigen. Doch ohne Wasser werde ich sterben.“
EINSAMKEIT & INNERE LEERE
Einsamkeit folgt einem Gefühl der inneren Leere. Die Ursachen können Verluste sein, Ablehnung und Beschämung von Mitmenschen, mangelnde Bindungserfahrungen, fehlende soziale Kontakte oder fehlende Resonanzen.
Wir laufen ins Leere, wenn wir nicht gehört und nicht gesehen werden. Wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt werden und wir kein Gegenüber haben, machen wir Leere-Erfahrungen. Wir verlieren den Kontakt zu unserer Selbstwirksamkeit. Die Erfahrungen der Leere in Begegnungen und Beziehungen führen auf Dauer zu einer inneren Leere.
Um die innere Leere nicht spüren, versuchen Menschen zu kompensieren mit:
- Alkoholismus
- Konsum von Drogen und Medikamenten
- Essstörungen
- Suchtverhalten
- Selbstverletzungen
- Kampf gegen den Körper mit übertriebenen Sport- und Fitnessaktivitäten
- Flucht in Scheinwelten
Alle Kompensationsversuche führen nicht zur Erfüllung, sondern produzieren immer mehr der Mangel- und Leere-Erfahrung.
EINSAMKEIT IN DER BEZIEHUNG
Nicht nur Singles können sich einsam fühlen. Auch in Partnerschaften können Menschen einsam sein und sich verloren fühlen. Sie bauen keine wirkliche Bindung auf, ihr Herz ist vielleicht verschlossen oder die Angst sich einzulassen, um nicht mehr verletzt zu werden, ist zu groß. Auf der einen Seite versuchen sie sich zu schützen vor weiterem Schmerz und zugleich leiden sie unter dem Gefühl der Einsamkeit.
Wenn wir in Partnerschaft vom Partner nicht gesehen werden als diejenigen, die wir sind, uns nicht zumuten können mit unseren Stärken und Schwächen, fehlt etwas. Nicht mehr miteinander reden, sich nicht mitteilen und einander zuhören, kann Einsamkeit entstehen lassen. Leere-Erfahrungen entstehen auch, wenn die Achtung vor dem Partner verloren geht oder kein wirkliches JA mehr für die Beziehung vorhanden ist.
THERAPEUTISCH
Was hilft gegen die Leere? Therapeutisch hilft die Beziehungserfahrung mit dem Therapeuten, die Arbeit mit den primären Leibbewegungen, Trauerarbeit, Loslassen alter Erfahrungen, Körperachtsamkeit und die Nachverarbeitung traumatischer Erlebnisse. Leere-Erfahrungen können nicht rückgängig gemacht werden, aber Erfahrungen der Selbstwirksamkeit unterstützen Klienten der inneren Leere zu entkommen.