NEGATIVE GLAUBENSSÄTZE ERKENNEN
Glaubenssätze sind in der Regel unbewusste Verinnerlichungen, die unser Denken, Fühlen und Verhalten prägen. Oftmals wissen wir gar nicht, woher die Glaubenssätze kommen. Wir spüren nur, dass wir sie nicht so leicht loswerden. Negative Glaubenssätze machen das Leben schwer. Immer wieder werden die destruktiven Überzeugungen laut, die wir dann versuchen zu bekämpfen:
- Ich bin zu dumm
- Ich bin nicht liebenswert
- Ich muss viel leisten, um geliebt zu werden
- Ich schaffe das nicht
- Ich werde nie einen Partner finden
- Für Neues bin ich zu alt
- Andere bekommen immer mehr als ich
- Ich bin nicht schön genug
- Alles ist schwierig
- Ohne Fleiß kein Preis
- Jede Beziehung bringt am Ende doch eine Enttäuschung
- Ich werde immer ausgenutzt
Glaubenssätze können in allen Bereichen des Lebens auftreten, bei Beziehungen, bei Geldangelegenheiten, bei Berufsproblemen, beim Körper. Sie resultieren aus schlechten Erfahrungen oder werden aus dem Familiensystem übernommen. Wenn ein Kind immer wieder hört, dass es nicht gut genug ist, wird sich diese Überzeugung im Inneren verankern.
Negativen Überzeugungen eine positive Botschaft gegenüberzustellen, ist sicher eine gute Sache, aber es reicht meistens nicht aus, um wirkliche eine Veränderung zu bringen. Da Glaubenssätze tief in der Seele verankert sind, müssen sie auch dort bearbeitet werden. Mit Glaubenssätzen sind schmerzliche Gefühle verbunden. Hilflosigkeit, Resignation, Schwere, Druck sind die emotionalen Begleiter.
GLAUBENSSÄTZE SIND INTROJEKTE
Aus gestalttherapeutischer Sicht sind Glaubenssätze Introjekte. Introjekte sind wie eine vergiftete Nahrung. Man nimmt etwas in sich auf, was sich zu einem gehört, etwas Ich-Fremdes. Als Kind nimmt man erstmal ungefiltert die Überzeugungen, Wertvorstellungen, Lebenshaltung der Eltern auf ohne sich von ihnen Abgrenzung zu können. Die vielen „Solls“ und „Muss“ beginnen meiste sehr früh und haben wenig mit dem zu tun, was man als Kind braucht. So schluckt man alle „Solls“ und „Muss“ herunter. Durch die Autorität und Abhängigkeit zu den Eltern bleiben sie erstmal unverdaut. Je älter man wird, desto mehr stellt man fest, dass die heruntergeschluckten Glaubenssätze die eigene Identität untergraben. Sie unterdrückten regelrecht eigene Anteile, die leben und zum Ausdruck kommen wollen. Introjekte sind Fremdkörper in der eigenen Identität und verursachen Unbehagen und Frustration. Manchmal hat man das Gefühl sich im Kreis zu drehen und man kommt einfach nicht aus der Nummer raus.
Die Schwierigkeit bei der Aufhebung von Introjekten, Glaubenssätzen, liegt in der langen Entstehungsgeschichte.
Glaubenssätze sind wie ein Lernmittel, was immer und immer wiederholt wurde. Das Kind lernt, indem es seine Umgebung in sich aufnimmt. Die eigenen Bedürfnisse werden dabei immer wieder unterdrückt bis sie gar nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Die Identifikation findet über die Glaubenssätze statt und nicht über das Eigene. Und hier beginnt der innere Kampf. Denn tief im Inneren spürt der Mensch seine wahre Natur und echten Bedürfnisse, die im Widerspruch stehen zu den Glaubenssätzen.
LÖSEN VON GLAUBENSSÄTZEN DURCH ABGRENZUNG
Glaubenssätze können nur durch eine gesunde Abgrenzung und Stärkung des Eigenen gelöst werden. Für die Abgrenzung braucht es das Aufspüren der Quelle. Erst mit der Klarheit, woher der Glaubenssatz stammt, ob aus einer eigenen Erfahrung oder übernommen aus der Familie, kann eine Abgrenzung erfolgen. Zusätzlich braucht es die bewusste Entscheidung und Erkennen, das der Glaubenssatz kein Teil der eigenen Identität ist.
Die Bearbeitung von Glaubenssätze ist eine emotional tiefgreifende Arbeit, da existentielle Gefühle durch den Bezug zur eigenen Identität berührt werden.
Das Loslassen von Glaubenssätzen muss einhergehen mit dem Aufbau des Eigenen, des Selbstgefühls und der Selbstintegration. Durch die Selbstverbindung entsteht keine Leere, sondern wird das Positive und Selbstbestimmte gleich dazu gestellt.