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PSYCHOTHERAPIE, KÖRPER, ERNÄHRUNG

Als Gestalttherapeutin, Traumatherapeutin und Systemaufstellerin beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit der Frage, was psychische Gesundheit bedeutet und was es dazu braucht. Aus meinen Erfahrungen hat sich mein Blick darauf fokussiert, ob Menschen fühlen „Das bin ich“, „Das ist das Leben, wie ich es mir gestalte und wie ich zum Ausdruck komme.“ oder „Das bin nicht ich“. 

Unabhängig von Diagnosen, ist es meines Erwachtens wichtig dieses Grundgefühl „Das bin ich“ zu stärken und das zu betrachten und zu lösen, was diesem positiven und offenen Lebensgefühl im Wege steht. Dazu gehören frühe und aktuelle Stresserfahrungen, traumatische Erfahrungen, einengende Glaubenssätze genauso wie falsche Ernährungsweisen, Entzündungen im Körper und eine mangelnde Bewegung. Alles Faktoren, die uns hemmen können, das eigene Leben aktiv nach eigene Bedürfnissen zu gestalten und einen gelassen Umgang mit der Unberechenbarkeit des Lebens zu finden. 

Seelische Symptome können durch ein komplexes Zusammenspiel von Ursachen entstehen, die medizinisch, neurologisch, hormonell, stoffwechselbedingt, ernährungsphysiologisch oder infektionsbedingt sein können.

Entzündungen im Gehirn und Körper fördern psychische Schwierigkeiten, genauso wie psychische Belastungen, d.h. chronischer Stress, Entzündungen regelrecht befeuern. 

Als Psychotherapeutin ist es mir ein Anliegen, einen möglichst umfassenden Blick über die Lebenssituation eines Menschen zu bekommen. Zusätzliche Perspektiven von Internisten oder Ernährungsmedizinern können hilfreich sein.

Psychotherapie, Körper, Ernährung

DAUERSTRESS SCHWÄCHT UNSER IMMUNSYSTEM

Die Flexibilität und Belastbarkeit unseres Immunsystems ist eine wichtige Säule für unsere psychische Gesundheit. Je stärker und stabiler unser Immunsystem ist, desto besser sind wir gewappnet für Krisen und den Umgang mit Stress. Nährstoffmängel, Umweltgifte, hormonelles Ungleichgewicht , Infektionen, Stress genauso wie erbliche Dispositionen haben einen erheblichen Einfluss auf unser Immunsystem. 

Angst, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Überforderung führen auf Dauer zur emotionalen Erschöpfung. Chronischer Stress schwächt konstant das Immunsystem. Das körpereigene Stresshormon Cortisol ist ständig erhöht und befeuert damit Entzündungsreaktionen und drückt das Immunsystem herunter. Die Zahl der Immunzellen im Blut nimmt kontinuierlich ab, die natürlichen Killerzellen sind weniger aktiv und die T-Lymphozyten teilen sich langsamer. Der Körper verliert an Widerstandskraft und die Infektanfälligkeit steigt, man ist schneller erschöpft, die Wundheilung ist verzögert und die emotionale Stabilität leidet. 

Die Psyche hat biologisch nachweisbar eine Auswirkung auf den Körper.

Um das Immunsystem wieder zu kräftigen, ist es wichtig chronischen Stress durch frühe Stresserfahrungen oder traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Die seelische Arbeit an einer stabilen Selbstverbindung, einem gesunden Selbstwert, an einem tragfähigen sozialen Netzwerk wirkt sich direkt positiv auf unser Immunsystem und damit auf unsere psychische Gesundheit aus. 

STRESS IM DARM STRESST DIE PSYCHE 

Unser Darm steht in einer permanenten Kommunikation mit unserem Gehirn über den Vagusnerv und den Signalen aus dem Verdauungstrakt. Jüngste Forschungen zeigen den Zusammenhang zwischen Darm und Psyche, auch wenn es noch keine eindeutigen Erkenntnisse über die Entstehung psychischer Leiden durch ein Ungleichgewicht des Mikrobioms gibt. Ein ungesundes Mikrobiom schwächt jedoch die Widerstandsfähigkeit eines Menschen und macht ihn anfälliger für Krankheiten.

Unsere Darmbakterien sind auf vielfältige Weise für unsere seelische Gesundheit wichtig. Sie sind beteiligt an der Bildung von Glückshormonen, beeinflussen unsere Emotionen, steuern unser Hirnentwicklung, versorgen den Körper mit Energie und Nährstoffen, helfen bei der Regeneration, entscheiden mit über das Gewicht und unsere Sättigungsgefühl oder hemmen bzw. fördern die Aufnahme von Arzneimitteln. Darmbakterien entscheiden mit, wie wir Stress empfinden und verarbeiten, Schmerz wahrnehmen und in sozialen Interaktionen agieren. 

Ein gesundes Mikrobiom mit guten Darmbakterien haben einen positiven Einfluss auf unser seelisches Gleichgewicht. Daher ist es wichtig auch die Ernährung bei einer Psychotherapie zumindest im Auge zu behalten. 

Mit einer ausgewogenen, vielseitigen und entzündungshemmenden Ernährungsweise wird eine gesunde Darmflora aufgebaut, der Körper mit ausreichend Nährstoffen versorgt und das seelische Gleichgewicht unterstützt.

PSYCHONEUROIMMUNOLOGIE – FRÜHE STRESSERFAHRUNGEN ALS URSACHE CHRONISCHER ENTZÜNDUNGEN

Psychoneuroimmunologie ist ein junge interdisziplinäre Wissenschaft, die sich erst in den vergangenen 40 Jahren entwickelt hat. Sie beschäftigt sich mit der wechselseitigen Beeinflussung von Körper, Geist und Seele. 

In der psychotherapeutischen Arbeit bin ich nicht nur mit den seelischen Leiden von Menschen konfrontiert, sondern auch mit den körperlichen Symptomen. Tinnitus, Reizdarm, Migräne, Verspannungen, Rückenschmerzen und auch Autoimmunerkrankungen, wie Morbus Crohn, Rheuma oder Diabetes. Körperliche Erkrankungen können die Folgereaktion auf unverarbeiteten Stress sein.

„Wenn man von Stress spricht, spielt jedoch nicht nur aktueller Alltagsstress im Zusammenhang mit den Kindern, dem Job oder der Partnerschaft eine Rolle. Mehrere groß angelegte Studien demonstrierten , dass Stress in der Kindheit den Organismus für spätere Autoimmunerkrankungen anfällig machen. Es ist erwiesen, dass ein Krankheitserreger, ein Sonnenbrand, ein Beinbruch oder ein Wunder sehr ähnliche Reaktionskaskaden erzeugen wie Zorn über den Partner, Angst um den Arbeitsplatz oder Stress bei einer Prüfung“. (Prof. Dr. Christian Schubert, Leiter des Labors für Psychoneuroimmunologie an der Medizinischen Universität Innsbruck)

Wer permanent auf einem hohen Stresslevel läuft, erzeugt die stetige Ausschüttung von Entzündungsstoffen, die den Körper dauerhaft schädigen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet chronischen Stress als eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts.

Die Psychoneuroimmunologie zeigt, dass pränatale und frühe Stresserfahrungen zu vielfältigen Folgeproblemen führen, wie psychische Leiden, Schlafstörungen, Zahnproblematiken, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Lungenproblemen, chronischen Entzündungen, vorzeitiges Altern. Die Anfälligkeit für Krebs ist bei traumatischen Erfahrungen erhöht und keine ausschließlich biologische Krankheit.

TRANSGENERATIONALE TRAUMATA

Aus meiner therapeutischen Arbeit ist zu beobachten, dass nicht nur selbst erlebter Stress Teil des individuellen inneren Stressornetzwerks ist, sondern auch generationenübergreifende Traumata. Transgenerationale Traumata zeigen gleiche Symptome wie selbsterfahrene Traumata. Der wesentliche Unterschied ist, dass selbsterlebte Traumata auf einem Traumaereignis beruhen und transgenerationale Traumata nur durch Atmosphären spürbar werden.

Traumata erzeugen Gefühle der Hilflosigkeit, Ohnmacht und Kontrollverlust. Im vegetativen Nervensystem wird der Alarm-Stress-Modus aktiviert und Überlebens-bzw. Anpassungsstrategien entwickelt. An jeder Überlebensstrategie hängt unverarbeiteter Stress, der den Körper in einer chronischen Stresssituation gefangen hält, die durch aktuelle Trigger verstärkt wird.

Aufgabe der Psychotherapie ist es, mit Klienten, Stressoren zu identifizieren, frühen Stress nachzuverarbeiten und die Selbstregulation und damit das Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

PSYCHOSOMATIK

Die Psychosomatik ist ein ganzheitlicher Ansatz und interdisziplinäres Fachgebiet, das den Einfluss psychischer und sozialer Faktoren auf den Körper untersucht. Das ganzheitliche Verständnis der Gestalttherapie umfasst Körper, Geist und Seele und ist von den Grundzügen her schon eine psychosomatisch orientierte Therapie. Für die gestalttherapeutische Arbeit bedeutet dies: „Nicht wir haben einen Körper, sondern wir sind ein Körper“.

Aus gestalttherapeutischer Sicht sind psychosomatische Symptome als Kontaktprobleme zu verstehen. Äußere Konflikte oder schwierige Gefühle werden vermieden bzw. verdrängt und zeigen sich dann in körperlichen Symptomen. Die Selbstwahrnehmung wird herabgesetzt und die Einheitlichkeit von Gefühl und Körpersymptom nicht mehr gespürt. Ziel des psychotherapeutischen Prozesses ist die Rückführung der körperlichen Symptome in die emotionalen Begleitwahrnehmungen, um den Kontakt vollständig zu erleben und die offene Gestalt zu schließen.

Psychosomatische Symptome sind ein verstecktes Kommunikationsangebot des Klienten und weisen auf unausgesprochene innere Konflikte hin. Der Therapeut hat die Aufgabe eines Übersetzers für diesen sprachlosen Raum. Wesentlich sind das Verständnis für den Sinn der psychosomatischen Erscheinung vor dem Hintergrund der Lebenssituation des Betroffenen und das Erkennen des dysfunktionalen Kontaktmusters.