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Was ist ein Trauma? Symptome & Bewältigung

ALLGEMEINE DEFINITION VON TRAUMA

Ein Trauma ist eine seelische Wunde, die durch eine Gefahrensituation entsteht. In dieser Gefahrensituation wird die Stressreaktion nicht ausreichend oder gar nicht verarbeitet und bleibt sozusagen „offen“. Dieser unverarbeitete Stress wirkt nachhaltig in unserer Seele und hinterlässt Spuren im Körper. Diese zeigen sich in psychischen Problemen und im Bereich der Psychosomatik, wo keine medizinische Ursache vorliegt. 

Ein Trauma beginnt, wenn der Mensch in einer bedrohlichen Situation, die eigene Handlungsunfähigkeit erlebt und der Bedrohung nichts entgegensetzen kann. Es wird eine Stressreaktion ausgelöst, die den Flucht- und Kampfmodus aktivieren. Wenn beides in der bedrohlichen Situation nicht möglich ist, kommt der Totstellreflex. Der Betroffene kann weder reagieren noch nicht reagieren. Dabei entstehen Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit, Ohnmacht. 

Die körperliche und seelische Erstarrung (Freezing) gehören zum Traumanotfallprogramm und bedeutet die Notabschaltung der natürlichen Stressreaktion. Dazu zählen die Einschränkung der Wahrnehmung, des Denkens, der Erstarrung aller Bewegungen, das Einfrieren von Empfindungen und die Reduzierung aller Energieaufwände. Die Psyche spaltetet sich in gesunde und traumatisierte Anteile, da sie als Ganzes nicht mehr weiter funktionieren kann. 

Gerade die schmerzlichen Erfahrungen in der Kindheit führen zu Traumata, da Kinder noch abhängig sind von ihren Eltern und die Autonomie sich erst entwickelt. Es kann ein Trauma aus einer einzelnen verletzenden Erfahrung (Monotrauma) entstehen oder auch komplexe Traumatisierungen. Diese entstehen aus einem Familienschicksal, Generationentraumata und destruktiven Bezugspersonen. Häufig sind bereits die Eltern traumatisiert und geben dies an ihre Kinder weiter, wenn sie ihre Traumata nicht aufgearbeitet haben. 

ARTEN VON TRAUMA 

Ein Trauma kann in verschiedene Arten eingeteilt werden, wie beispielsweise ein 

  • Verlusttrauma
  • Existenztrauma
  • Bindungstrauma
  • Symbiosetrauma
  • Geburtstrauma

 

Bei einem Verlusttrauma geht es um die dauerhafte Abwesenheit, Trennung oder den Verlust einer wichtigen Bezugsperson. Dahinter stehen unverarbeitete Gefühle von Wut, Trauer, Verlassenheit, Einsamkeit und Schmerz. Depressionen sind die Langzeitfolgen einer ungelebten Trauer. 

Bei einem Existenztrauma geht es um Leben und Tod. Dahinter verbirgt sich in erster Linie das Gefühl von Todesangst, was zu einer innerlichen Erstarrung führt. Die Verdrängung und Abspaltung in den Überlebensanteil ist hier besonders deutlich. Im Alltag gibt es viele Situationen als Trigger, die auch zu einer Retraumatisierung führen können.

Das Bindungstrauma entsteht in der mangelnden, unsicheren und fehlenden Bindung an eine Bezugsperson. Das Urbedürfnis eines Kindes nach Bindung wird nicht erfüllt. Das führt im Alltag zu einem konstanten Gefühl der Überforderung, Ohnmacht und Angst. Verlassenheit und Einsamkeit prägen die Erfahrungen. Dies hat tiefgreifende Folgen für die gesamte Entwicklung, die sich bis in schweren Persönlichkeitsstörungen zeigen können. 

Das Symbiosetrauma entsteht in der Verletzung nach dem existentiellen Bedürfnis der Symbiose. Hier entstehen destruktive emotionale Abhängigkeiten, emotionaler Missbrauch, ein extremes Rückzugsverhalten bis hin zur Selbstaufgabe. Psychische und psychosomatische Erkrankungen sind die Folgen und Ausdruck der inneren Abwehr der destruktiven symbiotischen Nähe traumatisierter Eltern.

Ein Geburtstrauma betrifft nicht nur die Mütter, sondern in erster Linie die Babys. Dazu führen können beispielsweise die Nabelschnur um den Hals, Narkosemittel, Brutkasten, traumatisierte Mütter und eine falsche Behandlung der Ärzte. Im späteren Leben können sich zeigen: Trennungsangst, Panik, Wut, Furcht im Dunklen, Schreckhaftigkeit und Berührungsempfindlichkeiten. 

TRAUMA ALS URSACHE FÜR PSYCHISCHE & KÖRPERLICHE PROBLEME 

Aus meiner Erfahrung als Psychotherapeutin sind die meisten psychischen Probleme auf ein Trauma zurückzuführen. Wenn wir in der breiten begrifflichen Definition bleiben, das jedes Trauma unverarbeiteter Stress und eine Überaktivierung des Nervensystems ist. Für die psychotherapeutische Arbeit bedeutet dies, einen Rahmen und Schutzraum zu schaffen, den Stress nachzubearbeiten, um das Nervensystem zu stabilisieren und zu beruhigen. 

Wie schnell innere Konflikte entstehen, zeigt sich beispielsweise in der unterbrochenen Hinbewegung von Kindern zu den Eltern. Kinder sind auf die Versorgung der Eltern angewiesen, dass sie wahrgenommen werden, gesehen werden und gehört werden. Dazu zählen auch die richtige Spiegelung von Emotionen. Immer wieder kommt es vor, dass Eltern den emotionalen Ausdruck und vor allem das emotionale Bedürfnis von Kindern missinterpretieren oder dieses nicht erwidern können. Kinder brauchen die liebevolle Zuwendung und suchen den emotionalen und körperlichen Kontakt. Wenn sie jedoch hier nicht wahrgenommen oder falsch verstanden werden, ist dies eine schmerzliche Erfahrung. Um die schmerzliche Erfahrung nicht zu spüren, verzichten sie auf ihr Bedürfnis nach Nähe und der psychische Konflikt entsteht. Bei traumatisierten Eltern, die emotional nicht greifbar sind, kann dies bei den Kindern zu einem schweren Bindungstrauma führen. Dies hat zur Folge, dass Menschen Schwierigkeiten haben, sich auf Nähe einzulassen, obwohl die Sehnsucht danach groß ist, immer wieder Beziehungskonflikte auftreten, Beziehungen mit viel Drama und Stress einhergehen. 

Die Folgen von Traumata können sein:

  • Depressionen
  • Burnout
  • Angst und Panikattacken
  • Essstörungen
  • Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten
  • Unfähigkeit, stabile Beziehungen einzugehen
  • Permanente Anspannung und Alarmbereitschaft
  • Süchte (Arbeitssucht, Sexssucht, PC-Sucht, Alkohol und Drogen)
  • Lebens- und Sinnkrisen
  • Schlafstörungen

TRAUMA & SYMPTOME

In erster Linie sind die Symptome von einem Trauma ein Zeichen von Über- und Untererregung:

Symptome der Übererregung

  • Permanente Nervosität
  • Immer in Aktion sein und schwer zur Ruhe zu kommen
  • Das Nervensystem herunterfahren mit Alkohol, Kiffen oder ständiger Ablenkung
  • Verspannungen
  • Magen-Darm-Probleme (Reizdarmsyndrom)
  • Erhöhte Reizbarkeit
  • Schlafschwierigkeiten, Schlaflosigkeit
  • Wutausbrüche
  • Erhöhte Schreckhaftigkeit
  • Extremsportarten
  • Workaholics
  • Alles auf sich beziehen
  • Dissoziation > von sich selbst innerlich weggehen
  • Sucht als Selbstregulation
  • Infektionen
  • Allergien

Symptome der Untererregung

  • Schwermut, emotionale Trägheit
  • Sich „anders“ oder nicht zugehörig fühlen
  • Dissoziation Zustände, nicht richtig da sein
  • Erschöpfung
  • Kraft- und Energielosigkeit
  • Sich alleine und abgeschnitten fühlen
  • Von anderen Menschen wie durch eine Mauer getrennt
  • Emotionale und körperliche Taubheit
  • „todmüde“
  • Sich wie im Film fühlen
  • Tunnelblick

TRAUMATA SIND NUR DURCH EINE TRAUMATHERAPIE ZU BEWÄLTIGEN

Ziel einer jeden Traumatherapie ist Stress in einem geschützten Rahmen nachzubearbeiten, um die Selbstregulation wieder zu aktivieren. Ein Trauma kann nur durch eine spezielle Traumatherapie bewältigt werden. Immer wieder kommt es bei „klassischen“ Psychotherapien zu Retraumatisierungen, d.h. zu viel an Traumamaterial wird nach oben geholt ohne die Möglichkeit der Verarbeitung. Beispielsweise kann auch die Methode des EMDR retraumatisieren, wenn es sich um komplex traumatisierte Menschen handelt. 

Die körperorientierte Traumatherapie hat sich für die Bearbeitung von komplexen Traumatisierungen bewährt. Dazu zählen auch die frühen Traumata und das Bindungstrauma. 

Ein Trauma ist verarbeitet, wenn das Nervensystem nicht mehr mehr mit einer Über- oder Untererregung reagiert und die Selbstregulation funktioniert. 

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