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Loslassen – Frei von Leid und Anhaftung

    LOSLASSEN, UM ERFÜLLT ZU SEIN 

    Loslassen - Frei von Leid und Anhaftung

    Loslassen macht Angst. Angst vor dem Schmerz, den tiefen Gefühlen, der Leere, des Alleinseins. Doch unsere Trauer wird uns beim Loslassen helfen. Mit jeder Träne wird es leichter und wir können unseren Schmerz verwandeln. Jeder kennt die Angst, dass der Schmerz nie mehr aufhört, denn so fühlt es sich in diesem Moment an. Doch wenn wir unsere Tränen weinen, merken wir irgendwann, wie sie auch wieder versiegen und wir wieder Hoffnung schöpfen. Ein neues Gefühl taucht auf, ein hilfreicher Gedanke, ein neuer Impulse, ein Bild der Zukunft.

    Wir müssen lernen loszulassen, um zu wachsen. Nur wenn Altes geht, kann Neues kommen. Wer sich übt im Loslassen, findet irgendwann zur inneren Freiheit und Zufriedenheit. Schon kleine Übungen im Alltag können uns das Loslassen lehren. Zum Beispiel das Ausmisten der Wohnung. Wieviel Ungenutztes sich in Wohnungen stapelt und den Blick trübt. Der Minimalismus macht es uns vor, sich auf das zu beschränken, was man wirklich braucht und Freude schenkt. Auf der Arbeit kann es sich lohnen, unfruchtbare Ideen loszulassen anstatt auf Teufel komm raus darauf zu beharren. Manchmal müssen wir auch Loslassen von Vorstellungen, Erwartungen und Wünschen. Wir müssen uns neu orientieren an den Gegebenheiten oder den Umständen, die sich einfach nicht verändern lassen. Anstatt zu kämpfen oder uns in Dinge einzumischen, wo wir nicht zuständig sind, können wir lernen zu akzeptieren.

    Jeder träumt von einem erfülltem Leben. Die Zeitungen und Sozialen Medien sind voll von Glücks- und Heilsversprechen. Doch kann oder soll es das immerwährende Glück überhaupt geben? Was ist der Maßstab? Immer Erfolg, immer gute Nachrichten, immer positives Feedback, immer Harmonie, immer im Flow? Diese Grenzenlosigkeit ist ungesund und nicht nur ein unrealistisches Bild der Welt, sondern führt uns auch weg von einem erfüllten Leben. Es wird zu einer Gefangenschaft in Illusionen, Sehnsüchten und Flucht vor der Realität. Loslassen von dem Anspruch des immerwährenden Glücks, der Perfektion ist entlastend und lässt uns erden.

    Zu einem erfüllten Leben gehören alle Höhen und Tiefen dazu. Sie machen das Leben reich, schenken Tiefe und lassen uns innerlich wachsen. Mit jeder Auseinandersetzung, Konflikt oder schwierigem Gefühl, denen wir nicht aus dem Weg gehen, können wir wachsen und uns neu erfahren.

    Ein erfülltes Leben geht mit der Erfahrungen der Ganzheit einher. Man erfährt sich als vollständig, als verbunden und im Einklang mit sich selbst. Dieses integere autonome Handeln nährt uns, lässt das Selbstvertrauen und die Selbstachtung auf ganz natürlich Weise wachsen.

    Loslassen, um erfüllt zu leben, lädt ein zu prüfen, was man wirklich will und braucht und was nicht. Manchmal rennen wir Vorstellungen oder fremden Erwartungen hinterher und sind dann enttäuscht, wenn sie nicht das ersehnte Gefühl schenken. Wirklich bei sich ankommen, heißt auch, sich von falschen Erwartungen zu lösen und sich an dem zu orientieren, was dem Eigenen entspricht.

    LOSLASSEN VOM TRAUMA – Eine gesunde Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart

    Gerade wenn wir Stressoren und Traumata begegnen, können wir die fehlende Grenze leibhaftig spüren. Jeder Trigger versetzt uns wieder in das Damals. Wir fühlen die Angst, Verzweiflung, Ohnmacht, Hilflosigkeit von früher, können nicht mehr handeln und sind wie erstarrt. Die Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart fehlt.

    In der Trauma-Arbeit zeigt sich immer wieder, wie stark man selbst an dem Trauma festhält. Nicht das Trauma kontrolliert uns, sondern wir versuchen das Trauma zu kontrollieren. Dabei halten wir innerlich an unseren Traumata fest, die längst vergangen sind. Dabei kommt es immer wieder zu Wiederholungen im Alltag, da wir versuchen das Trauma mit den Werkzeugen von damals zu lösen, was nicht funktioniert. Wir müssen von dem Vergangenen loslassen und damit auch das Trauma loslassen. Manchmal baut man seine ganz Identität auf ein Trauma bzw. an der daran gebundenen Überlebensstrategie auf, was sich dann anfühlt als wäre es unser Charakter. Dann sind wir mehr mit unserem „falschen“ Ich und Überlebensstrategien verbunden als mit uns selbst.

    Die gesunde Grenze zwischen damals und heute ist für die Traumararbeit unerlässlich. Der Stress von damals muss körperlich nachverarbeitet werden, um aus dem Überlebensmodus herauszukommen und wieder zu uns selbst zu finden. Die damit verbundene körperliche Selbstregulation ist der Schlüssel, um das wahre Selbst zu leben, in die noch unbekannte Zukunft zu blicken und sie zu gestalten. Dabei werden alle alten verdrängten Gefühle zu Tage treten. Im therapeutischen Prozess müssen wir da durch und erfordert Geduld, Zeit und Mut.

    Loslassen von der Vergangenheit bedeutet, sich auch von den negativen Erfahrungen zu lösen, sie zu akzeptieren und sich dem Hier&Jetzt ganz zu öffnen. Solange wir an alten Wunden festhalten, wird es schwer diese nicht in neue Beziehungen zu projizieren. Wir erschaffen täglich neue Dramen und machen andere dafür verantwortlich. Dabei dürfen wir immer loslassen, wir dürfen gehen, wir dürfen neu entscheiden. Wir sind erwachsen und kein abhängiges Kind mehr.

    Dramen geben uns ein falsches Gefühl der Lebendigkeit. Wir verstricken uns immer wieder in Situationen anstatt das eigentliche Problem zu sehen und anzugehen. Wir müssen uns aus den destruktiven Überzeugungen und Mustern, von den inneren Antreibern, Richtern und Kritikern lösen, um freie Sicht zu haben. Identifikationen verstellen unseren Blick auf unser wahres Sein. Das Loslassen aus falschen Identifikation lässt uns immer mehr bei uns ankommen und die Freiheit spüren.

    LOSLASSEN VON EMOTIONALEN ABHÄNGIGKEITEN UND IDENTIFIKATIONEN 

    Loslassen, was nicht glücklich macht, ist ein berühmter Buchtitel. Doch wir tun uns in der Regel schwer im Loslassen. Wir kleben an unseren unglücklichen Beziehungen, wie die Motten am Licht. Immer wieder schöpfen wir Hoffnung, der andere würde sich ändern, es würde ein Wunder passieren und endlich haben wir die erfüllte Partnerschaft, liebevolle Freundschaften, friedfertige Kollegen oder die liebevollen Eltern. Dazu wird es nicht kommen. Menschen sind per se sehr änderungsresistent, da das Gehirn sich schwer tut mit Veränderungen. Nicht, dass wir uns nicht ändern können, durchaus können wir das. Das Gehirn ist bis ins hohe Alter in der Lage neue Verbindungen zu schaffen. Doch dahinter steckt viel Arbeit und die muss machen dann auch machen, um Veränderungen ins Leben zu bringen. Es ist bequemer im Außen zu suchen, als bei sich selbst die dunklen Flecken zu erforschen, doch das führt zu immer weiteren emotionalen Verstrickungen.

    Wenn wir erwachsen sind, sind wir aus der Schutzzone des Kindseins heraus. Wir müssen für unser Verhalten die Konsequenzen tragen, ob wir das wollen oder nicht. Sich aus der kindlichen Abhängigkeit zu lösen, ist kein leichter Prozess. Wir werden konfrontiert mit unseren Ängsten vor Verlust, Mangel an Zugehörigkeit, Verlassenwerden. Der Wille zur Verbundenheit ist größer als der Wille zur Macht. Daher werden wir alles unternehmen, um den Verlust einer Bindung nicht zu spüren. Doch es ist ein wichtiger Schritt, sich aus destruktiven Bindungen zu lösen, um bei sich selbst anzukommen und gesündere Beziehungen einzugehen.

    Destruktive Bindungen zeigen sich im Grad der emotionalen Abhängigkeiten. Macht und Ohnmacht, Anpassung, Abwertungen, Verletzungen, Kränkungen, Gewalt, Missbrauch sind alles Aspekte von ungesunden Abhängigkeiten. Die Bindungsdynamik zu den Eltern prägt wesentlich unser späteres Bindungsverhalten. Instabile Eltern führen häufig zur Parentifizierung. Kinder beginnen früh, sich emotional um ihre Eltern zu kümmern und sich für ihr Wohlergehen verantwortlich zu fühlen. Nur präsente und stabile Eltern können eine sichere Umgebung für ein Kind geben. Wenn Eltern aus ihren Überlebensstrategien agieren, spüren das Kinder sofort und passen sich an die Gemütslage der Eltern an. Erst viel später im Erwachsenenalter kann man spüren, dass das eigentlich nicht man selbst ist. Doch dann gibt es ein innerliches Problem. Man möchte sich aus dieser Identifikation mit den Eltern lösen und das kann sich anfühlen wie Verrat und Treuelosigkeit. Schuldgefühle entstehen und Angst vor Bindungsverlust. Denn das Lösen aus dem Muster der Identifikation, bedeutet auch emotional die Zugehörigkeit zu verlieren. Daher ist es wichtig als Erwachsener zu erkennen, dass es ein Identifikationsmuster ist und eine Notlösung in der Kindheit war.

    LOSLASSEN UND ERWACHSEN WERDEN

    Erwachsen werden, bedeutet sich aus den kindlichen Abhängigkeiten zu befreien, Verantwortung zu übernehmen für die eigenen Anteile am Beziehungsgeschehen, Grenzen zu setzen und Grenzen anderer zu achten und sich von Idealbildern zu lösen, die am Ende des Tages unrealistisch sind und nur unnötigen Stress erzeugen. Menschen schätzen ein authentisches und erwachsenes Gegenüber. Kindliche Bedürfnisse schrecken ab und die kann auch niemand erfüllen. Was wir in der Kindheit nicht bekommen haben, müssen wir lernen uns selbst zugeben.

    Es geht nicht darum perfekt zu sein und damit die eigene Überlebensstrategie zu nähren, sondern autonom zu sein und bei sich selbst anzukommen. Die Selbstverbindung gibt Halt, Ruhe, Stabilität und eine gesunde Form der Lebendigkeit.

    Wir bauen häufig unseren Selbstwert auf die Zustimmung von anderen auf und machen uns damit selbst abhängig. Damit laufen wir immer wieder Gefahr, manipuliert, missbraucht oder abgewertet zu werden ohne uns zu wehren. Sich aus den kindlichen Abhängigkeitsmustern zu lösen, macht frei und lässt uns erwachsen werden. Dann können wir uns wehren, eigene Grenzen setzen und auch die Grenzen von anderen respektieren. Erst dann wird es möglich aus Täter-Opfer-Dynamiken auszusteigen.

    Wir können den traumatischen Stress nachbearbeiten und damit unseren Selbstwert wieder stärken. Je mehr wir von den negativen inneren Überzeugungen loslassen, desto mehr können wir unsere Integrität schützen und mit unserer natürlichen Würde durch die Welt gehen.

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