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Die Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe

    DAS IDEAL DER BEDINGUNGSLOSE LIEBE 

    Das Ideal der bedingungslosen Liebe ist ein hehres Ziel. Wir wollen so geliebt werden, wie wir sind. Und vielleicht streben wir selbst nach der Fähigkeit der selbstlosen Liebe, um uns vor Kummer und Enttäuschung zu bewahren. Doch das Ideal der bedingungslose Liebe führt zu Enttäuschung und Scham, wenn unser Selbstbild nicht mit der Realität übereinstimmt, die zeigt, wie schwierig – oder vielleicht unmöglich – es ist, bedingungslos zu lieben.

    Kinder müssen ohne Bedingungen geliebt werden. Während sie sich durch das Leben kämpfen, müssen wir unendlich geduldig sein, viele tiefe Atemzüge nehmen und immer wieder Hilfestellung geben. Indem wir eine durchgängig liebevolle, akzeptierende Präsenz verkörpern, schaffen wir ein Klima für sichere Bindungen. Auch als Erwachsene wünschen und brauchen wir sichere Beziehungen. Wenn wir unser Herz öffnen, wollen wir darauf vertrauen, dass ein geliebter Partner oder ein treuer Freund da sein wird, wenn wir ihn brauchen.

    Wenn wir jedoch zu sehr und ausschließlich auf eine Person schauen, um all unsere Bedürfnisse nach Akzeptanz, Zugehörigkeit, Bedeutung zu befriedigen, erwarten wir etwas, was eine Person nicht bieten kann. Es ist die Wiederholung des Rufs des „narzisstischen“ Kindes: „Liebe mich und gib mir, was ich brauche … egal, wie ich dich behandle“. Das narzisstische Kind in uns, ist das verletzte Kind. Das Kind, was in der Kindheit nicht gesehen und gehört wurde, dessen Kernbedürfnisse nicht ausreichend befriedigend wurden, da die Eltern nicht ganz präsent waren. So können wir auch als Erwachsene noch das unterernährte Kind in uns tragen und suchen nach der elterlichen bedingungslosen Liebe bei unseren Partnern, Freundschaften und Begegnungen. 

    Wir klammern uns an ein Gefühl der Berechtigung und können in Schuldzuweisungen oder Wut ausbrechen, wenn die Bedürfnisse unseres Partners oder Freuden mit unseren eigenen kollidieren. Das ist die Wut und Enttäuschung es inneren Kindes. Das was wir als Kind von unseren Eltern nicht bekommen haben, werden wir nicht mehr bekommen und können wir uns später nur selbst geben. Den Schmerz über den Verlust, wird über das Trauern losgelassen. So kommen wir wieder bei uns selbst an und im Hier&Jetzt an anstatt an der Vergangenheit und dem Schmerz festzuhalten. 

    Eine reife, erwachsene Liebe kann nur unter bestimmten Bedingungen gedeihen. So wie eine Rose reichlich Sonne, Wasser und Nährstoffe braucht, um zu überleben und zu gedeihen, können wir nicht erwarten, dass die Liebe unter sterilen oder feindlichen Bedingungen gedeiht. Es muss ausreichend Gegenseitigkeit herrschen. Es ist der Fluß von Geben und Nehmen, was tiefe innere Bindungen gedeihen lässt. Es ist das klare JA und auch das klare NEIN, was uns das nötige Vertrauen schenkt. 

    Beziehungen und gesunde Grenze

    GRENZEN RESPEKTIEREN  

    Liebe bedeutet nicht, dass wir immer alles geben, was die andere Person will, dass wir unermüdlich akzeptieren und keine eigenen Bedürfnisse haben dürfen. Eine unausgereifte, kindliche Auffassung von Liebe belastet uns mit der Verpflichtung, jedes Bedürfnis zu befriedigen, jeden Kummer zu lindern und jeder Bitte nachzukommen. Wenn wir diesen Selbstideal nicht entsprechen, werten wir uns schließlich selbst ab und Minderwertigkeitsgefühle können entstehen.

    Die Herausforderung in jeder gesunden Beziehung besteht darin, auf unseren Partner einzugehen und gleichzeitig unsere eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bejahen. Das bedeutet, dass wir uns selbst genug respektieren, um Grenzen zu haben und Grenzen zu setzen – dass wir bereit sind, mit unserem eigenen „Ja“, unserem „Nein“ und unserem „Vielleicht“ zu antworten.

    Lieben bedeutet, sensibel für den Raum zwischen uns und anderen zu sein – respektvoll, aufmerksam und eingestimmt auf die eigenen Gefühle und Wünsche und die der anderen. Das Training der relationalen Achtsamkeit lehrt uns im Kontakt mit anderen bei uns selbst zu bleiben. Wir lassen uns von den Schicksalen unserer Mitmenschen berühren, aber verstricken uns nicht darin. So bleibt unsere eigene Würde und die Würde unseres Gegenübers bestehen. 

    Die Liebe verlangt von uns, die Wünsche des anderen ernst zu nehmen und ihn glücklich zu machen, wenn wir das tun können, ohne uns selbst zu schaden. Das bedeutet nicht, dass wir uns verpflichtet fühlen, immer „Ja“ zu sagen. Aber es bedeutet, dass die Ablehnung einer Bitte mit Respekt und Einfühlungsvermögen erfolgen muss und nicht auf eine harsche oder abweisende Weise, die das Vertrauen beschädigt. Oder es bedeutet, die Dinge so zu regeln, dass beide Bedürfnisse befriedigt werden können.

    Wenn unser Partner möchte, dass wir unsere schwierigen Schwiegereltern besuchen, können wir mit Einfühlungsvermögen und Freundlichkeit ablehnen. Wir können unsere Ängste und Sorgen auf verletzliche Weise zum Ausdruck bringen, was es unserem Partner ermöglicht, unsere Bedürfnisse und Wünsche zu verstehen und darauf einzugehen.

    Ein Schlüssel zu der schwer fassbaren Intimität, die wir suchen, liegt darin, dass wir uns zeigen, während wir das Innenleben des Anderen sehen. 

    GESUNDE BEZIEHUNGEN ALS TANZ MIT DEM FEUER 

    Die Liebe erfordert eine weite und großzügige Präsenz. Sie kann nicht gedeihen, wenn wir die Bedürfnisse unseres Partners ignorieren oder auf ein Minimum reduzieren. Aber sie kann auch nicht gedeihen, wenn wir unsere eigenen Wünsche verleugnen, was zu Ressentiments führen kann. Zu einer liebevollen Bindung gehört das Vertrauen, dass unser Partner stark genug ist, um gelegentlich enttäuscht zu werden, wenn wir nicht bereit sind, ihm entgegenzukommen. Es braucht das Vertrauen, dass es der Beziehung nicht schadet, wenn wir uns selbst treu bleiben. Ein klares Nein kann auch auf freundliche Weise hervorgebracht werden, ohne den anderen zu sehr zu kränken oder vor den Kopf zu stoßen.

    „Eine gesunde erwachsene Beziehung bedeutet nicht Verschmelzung. Wir sind getrennte Menschen, die Unterschiede haben, die respektiert werden müssen. Die gängige Auffassung von bedingungsloser Liebe verkennt, wie wichtig es ist, Frustrationstoleranz zu entwickeln, wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns wünschen. Beziehungen werden stärker, wenn beide in der Lage sind, sich selbst zu beruhigen, d. h. sich um sich selbst zu kümmern.“ Dr. Julia Belke

    Liebe kann nicht bedeuten, dass unser Partner seine Sehnsüchte verleugnen muss, um uns entgegenzukommen. Sie kann auch nicht bedeuten, dass wir unsere eigenen Sehnsüchte unterdrücken, um das Ehrenabzeichen der bedingungslosen Liebe zu tragen. In dieser Hinsicht sind Partnerschaften gleichbedeutend mit einem Tanz mit dem Feuer. Es gibt das Feuer der brennenden Bedürfnisse des Anderen und das Feuer unserer eigenen Sehnsüchte. Die Arbeit mit dem Zusammenspiel unserer Wünsche ist ein zentraler Bestandteil der Kunst des Liebens in Partnerschaften und in Freundschaften.

    SELBST-EHRLICKEIT & BEDINGUNGSLOSE LIEBE 

    Liebe kann nicht gedeihen ohne mutige Selbsterkenntnis und rigorose Selbstaufrichtigkeit. Ist unser „Nein“ eine Rache für empfundene Verletzungen? Halten wir einen Machtkampf aufrecht? Haben wir Verletzungen und Ressentiments aufgestaut, die nach außen dringen?

    Gesunde Beziehungen setzen voraus, dass wir unsere Gefühle, unsere Grenzen und unsere Beweggründe kennen. Ist es wirklich zu schmerzhaft, unsere Schwiegereltern zu besuchen? Oder wollen wir, dass unser Partner den Schmerz spürt, den wir wegen eines vergangenen Ereignisses in uns tragen?

    Das größte Geschenk, das wir einem anderen Menschen machen können, ist das Geschenk unseres eigenen persönlichen Wachstums. Je mehr wir uns selbst kennen und den Mut und die Fähigkeit entwickeln, unsere inneren Erfahrungen mitzuteilen, desto mehr können Vertrauen und Liebe gedeihen. Die bedingungslose Liebe kann uns es nur bei unserem wahren Selbst geben, in der Verbindung zu uns selbst mit der Ehrlichkeit zu uns selbst.

    Wir haben nicht nur das Bedürfnis zu lieben, sondern auch, geliebt zu werden. Anstatt ein unrealistisches Ideal zu verfolgen, können wir einen Weg einschlagen, der es uns ermöglicht, anderen gegenüber aufmerksam zu sein und gleichzeitig auf unsere eigenen legitimen Sehnsüchte einzugehen.

    • Wir engagieren uns für den Prozess der offenen und ehrlichen Kommunikation.
    • Wir hören zu, so gut wir können, und nehmen die Gefühle und Wünsche unseres Gegenübers ernst, während wir auch unsere eigenen zum Ausdruck bringen.
    • Wir lassen uns von Liebe und Fürsorge leiten, nicht von Pflicht oder Verpflichtung.
    • Die Liebe setzt sich über kleine Ärgernisse hinweg, die in jeder Beziehung vorkommen. Wir akzeptieren Unterschiede und gehen gekonnt mit ihnen um.
    • Wir bekommen nicht immer genau das, was wir wollen und lernen die Realität des Lebens zu akzeptieren.
    Supervision mit Aufstellungen

    METHODISCHES ARBEITEN

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