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Emotionale Manipulation

    EMOTIONALE MANIPULATION

    Emotionale Manipulation ist eine subtile Art, Menschen klein zu halten, zu dominieren, ihren Willen zu brechen und in die Abhängigkeit zu führen. Damit verbunden sind Drohungen, Bestrafungen, Forderungen und Druck, die sich immer wiederholen und heftige Pflicht-, Schuld- und Angstgefühle auslösen. Manipulatoren und Manipulierte sind emotional eng verstrickt, unfrei und leben in einer Atmosphäre von Macht und Ohnmacht. 

    Jede emotionale Manipulation setzt zwei Beteiligte voraus und haben einen Anteil am destruktiven Beziehungsmuster.

    Für das Erkennen des Manipulationsmusters ist es wichtig beide Beteiligte ins Auge zu nehmen – den Manipulierten und den Manipulator. Denn ein Manipulator hat nur Erfolg, wenn es auch ein Gegenüber gibt, der darauf reagiert und sich manipulieren lässt. Ein Manipulationsopfer ist daher gefordert die Strategie des Täters zu erkennen und zugleich den Mut aufzubringen, die eigenen wunden Punkte zu identifizieren und sich selbst zu verändern. 

    Die innere Verwirrung emotionaler Manipulation  

    Emotionale Manipulation ist oft ein schleichender Prozess und nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar. Manipulatoren sind gute Verführer, die sich in einem guten Licht darstellen und ihre Taten als gute Werke verkaufen können „Alles aus Liebe“. Sie stellen sich gerne als Opfer da, verdrehen die Wahrheit, haben immer einen Schuldigen und arbeiten mit Bewunderung und Abwertung gleichermaßen. Die wechselnden Botschaften enthalten eine paradoxe Mischung aus Liebe und Schmerz. Zurück bleibt ein Dunst aus innerer Verwirrung. Manipulierte erleben massive Schuld-, Scham- und Pflichtgefühle. Es entsteht eine Atmosphäre aus Angst, die es unmöglich erscheinen lässt, sich zu lösen und aus der Beziehung zu befreien.

    Emotionale Manipulation ist immer verbunden mit destruktiver Abhängigkeit. Jegliche Bestrebungen hin zur Autonomie werden unterbunden und individuelle Unterschiede als Angriff gesehen oder negiert. Eine gesunde Beziehung mit klaren Grenzen und individueller Freiheit sind unmöglich.

    Die innere Verwirrung ist Teil der fehlenden Selbstverbindung. Die Orientierung geht verloren und Angst- und Schuldgefühle werden zur Ausrichtung. Dabei verschwimmen die eigenen Grenzen und werden nicht mehr wahrgenommen. Man wird regelrecht blind und kann Beziehungen nicht mehr aus einem gesunden Abstand sehen und bewerten. Die eigene Integrität und emotionale Stabilität gehen verloren. Man traut den eigenen Gefühlen und der eigenen Wahrnehmung nicht mehr, das Selbstwertgefühl bricht zusammen, was zusätzlich Schamgefühle auslöst. Die Scham, sich selbst im Stich gelassen und eigene Grenzen nicht beachtet zu haben.

    Die Entstehung destruktiver Beziehungen über emotionale Manipulation, gehen auf prägende Erfahrungen in der Kindheit zurück. Manche Menschen haben nie eine liebevolle, respektvolle und freie Beziehung erlebt, so dass es ihnen ohne Hilfe fast unmöglich ist, emotionale Manipulation zu erkennen und sich daraus zu befreien. In vielen Familiensystemen sind Pflicht-, Schuld- oder Angstgefühle mehr oder weniger stark vorhanden, um eine falsche Art der Zugehörigkeit zu vermitteln, Kontrolle auszuüben und Abhängigkeit zu schüren. Damit verbunden sind immer eine blockierte Autonomieentwicklung in der Kindheit und später eine mangelnde oder fehlende Selbstverbindung.

    Was macht emotionale Manipulation möglich? 

    Damit in einer Beziehung emotionale Manipulation überhaupt möglich wird, braucht es Zwei – einen der manipuliert und einen einen, der sich manipulieren lässt. Wer gesunde Grenzen und einen gesunden Selbstwert hat, wird sich nicht manipulieren und emotional unter Druck setzen lassen.

    Emotionale Verstrickungen sind hoch spannungsgeladen und alle Beteiligten in einer starken emotionalen Abhängigkeit.

    Was eine Manipulationsdynamik ermöglicht, sind eigene wunde Punkte. Sie sind das Einfallstor, die Menschen im inneren Kern treffen und die eigene Integrität schwächen. Um wunde Punkte und die damit verbundenen schmerzlichen Gefühle zu schützen, entwickeln wir Überlebensstrategien.

    Überlebensstrategien zeigen sich in verschiedenen Anpassungsmustern und Unterdrückungsverhalten, die uns jedoch von uns selbst trennen und unsere Grenzen verwässern. Damit sind wir angreifbar und verführbar, was sich zeigt in:

    • einem übermäßigen Bedürfnis nach Anerkennung und Liebe
    • fehlenden Ausdruck oder Angst vor den eigenen aggressiven Impulsen
    • einem übermäßigen Harmoniebedürfnis
    • einem hohen Verantwortungsgefühl für andere Menschen, Problemlöser für alle
    • Selbstzweifel, Selbstabwertung, Selbsthass

    Oft fühlen sich unsere Überlebensstrategien an als wären sie ein Teil von uns selbst, unserer Persönlichkeit. Gerade wenn sie sehr früh, manchmal schon pränatal erworben wurden, sind sie „einverleibt“ und wir können den Unterschied zwischen Ich und Nicht-Ich nicht wahrnehmen.

    Solange man mit einer Überlebensstrategie und den damit verbundenen unverarbeiteten Schmerz identifiziert ist, ist man manipulierbar. Man lässt sich immer wieder auf falsche Versprechungen, Pflicht- und Schuldgefühle des Gegenübers ein und verrät am Ende sich selbst.

    Was bewegt Manipulatoren andere Menschen zu manipulieren? 

    Aus meiner Erfahrung ist es wichtig anzuerkennen, dass wir Menschen beide Rollen ins uns tragen, die des Manipulierten und die des Manipulators. Manipulatoren haben auch ihren wunden Punkt und Angst vor Verlust oder Zurückweisung, so dass sie ihre unantastbare Fassade mit aller Macht erhalten müssen. Bestrafungen, Drohungen und Abwertungen dienen dazu, Anerkennung, Aufmerksamkeit oder Liebe zu erpressen und immer als Sieger aus Situationen herauszugehen.

    Jeder Mensch weiß, wie man sich verhalten muss, um Anerkennung zu bekommen. Man kann sich selbst beobachten, wie man selbst über eigene und fremde Grenzen geht und dabei selbst zum Manipulator wird. So können wir mehr Verständnis für die Beziehungsdynamik einer Manipulation entwickeln und erkennen, dass es zwei Beteiligte gibt.

    Der Manipulator versucht durch sein erpresserisches Verhalten, Gefühle der Frustration und Angst zu vermeiden. Es gibt keinen emotionalen Umgang mit schwierigen Gefühlen, keine körperliche und seelische Selbstregulation. Ursprung sind häufig frühe Verlusterfahrungen, die jedes „Nicht bekommen“ in eine emotionale Katastrophe verwandeln oder übermäßige Verwöhnung und Überbehütung in der Kindheit.

    Anstatt einen erwachsenen Umgang mit Frustration, Verlust und Misserfolg zu finden und Beziehung als einen Ort der Verhandlung zu sehen, greift der Manipulator darauf zurück, Menschen dazu zu bewegen, eigene Bedürfnisse ohne Widerworte zu erfüllen. Er verhält sich wie ein kleines Kind, wo sich die Welt nur um die eigenen Bedürfnisse und Wünsche dreht.

    Manipulatoren sind sehr bedürftige und abhängige Menschen. Sie müssen andere Menschen entwerten, um die eigene Abhängigkeit und Bedürftigkeit nicht zu spüren. Dabei können sie sehr grausam sein und Menschen tief in ihrer Würde verletzen. Die Schuldzuweisungen, Wahrheitsverdrehungen und Selbstgerechtigkeit dienen dazu, dass sich das Gegenüber schlecht fühlen soll und sich selbst in Frage stellt. Wenn es einen eigenen wunden Punkt beim Manipulierten gibt, wird eine Abgrenzung unmöglich.

    So gehen Manipulierte und Manipulatoren eine starke emotionale Verstrickung ein, aus die es sich gilt zu befreien, um wieder ganz man selbst sein zu können.

    Emotionale Manipulation

    Arbeitsweise mit den Online-Autonomie-Aufstellungen 

    Als Gestalttherapeutin richte ich meinen Blick darauf, was den Menschen von seiner Ganzheit – seiner Integrität – trennt.

    Es geht um das innere Erleben „Das bin ich. Mein Handeln entspricht dem, woran ich glaube, was ich bereit bin zu tun und wo ich meine Grenzen ziehe. Ich handle integer zu meinen Werten und stehe dafür mit allen Konsequenzen ein.“

    Sind wir in der Verwirrung emotionaler Manipulation gefangen, haben wir unsere Integrität bereits verloren. Die Grenzen zwischen Ich und Du, was tolerabel ist und was nicht, sind nicht mehr spürbar.

    Um die eigene Würde, die Integrität, wieder herzustellen, müssen die eigenen wunden Punkte bearbeitet werden, die das Einfallstor für Manipulatoren sind. Wo fühle ich mich verletzlich? Wo ist mein Selbstwert nicht stabil? Wann fühle ich mich schuldig? Wo und wann übernehme ich zu viel Verantwortung für andere? Welche Glaubenssätze hindern mich daran, eine gesunde Grenze zu ziehen? Was sind meine Überlebensmuster, die mich immer wieder von mir selbst entfernen?

    Im Autonomie-Diagramm spiegeln sich genannte Überlebensstrategien wider und geben erste Hinweise für eigene innere seelische Dynamiken, die uns zu Manipulierten und Manipulatoren werden lassen. Sie sind mit einem hohen Maß an Stress verbunden, verhindern die Selbstverbindung und damit auch Beziehungen, die auf einer gesunden Abhängigkeit aufbauen.

    Meine Arbeitsweise beginnt, dass ich in der Regel eine Beziehungsklärung mit der Methode der Online-Autonomie-Aufstellungen zum Manipulator mache. So können sich erste feine Wahrnehmungen für die emotionale Verstrickung und gesunde Grenzen zeigen. In den nächsten Schritten wären die wunden Punkte herauszuarbeiten und mit der Traumaarbeit, den Stress der Vergangenheit nachzuverarbeiten. Die Stressverarbeitung ist als therapeutischer Prozess zu sehen, der mehrere Aufstellungen über einen längeren Zeitraum umfasst. Damit einher geht die stabiler werdende Selbstregulation, die es braucht, um gesunde Grenzen ziehen zu können. Solange aus der Verletzung heraus versucht wird, eine Grenze zu ziehen, bleibt die Dynamik aufrecht und es können selten neue Erfahrungen gemacht werden.

    Je mehr Stress aus der Vergangenheit verarbeitet ist und nicht mehr getriggert werden kann, desto weniger ist man anfällig für Manipulationen. Das wiederum stärkt den Selbstwert und bringt innere Ruhe und Gelassenheit.

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