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GESTALTTHERAPIE & GESTALTANSATZ

Die Gestalttherapie zählt zu den phänomenologischen, erfahrungs- und erlebnisorientierten psychotherapeutischen Verfahren. In kritischer Distanz zu Freuds psychoanalytischen Vorgehen wurde die Gestalttherapie in den 60er und 70er Jahren entwickelt. Beeinflusst wurde die weitere Entwicklung vom Zen Buddhismus, Psychodrama und der Körpertherapie. Die Begründer sind Fritz Perls, Paul Goodman und Ralph Hefferline. Im Vordergrund steht die gegenwärtige Erfahrung im Hier & Jetzt.

„Gestalt ist eine sinnvoll organisierte Ganzheit.“ (Perls, 1951) 

Die Gestalttherapie zeichnet sich durch seine Effektivität und Lebensnähe aus. Es geht darum, je nach Anliegen, Unvollständiges wieder zu vervollständigen. Gestalttherapie hat sich im klinischen Bereich zur Behandlung seelischer und psychosomatischer Störungsbilder als wirksam erwiesen. Auch hat die Gestalttherapie eine lange Tradition in der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Traumata werden als unerledigte Geschäfte bzw. offene Gestalten gesehen, die mit starken und überwältigenden Gefühlen verbunden sind.

Der Gestaltansatz findet eine breite Anwendung in der Beratung, im Coaching und in der Erwachsenenbildung. Auch in der Supervision, der Organisationsentwicklung, Gestaltpädagogik und in der Gestaltseelsorge hat der lebensnahe und ganzheitliche Ansatz einen festen Platz.

„In unserer modernen Welt
haben viele Menschen ungesunde Beziehungen
und noch eine ungesündere Beziehung zu sich selbst“

GESTALTTHERAPIE & DAS WAHRE SELBST

Das Selbstkonzept in der Gestalttherapie ist geprägt von der Frage nach dem eigentlichen, wahren Selbst. In der kreativen Leibtherapie nennen wir es den unzerstörbaren inneren Kern, den jeder Mensch in sich trägt.

Das wahre Selbst steht für:

  • mit sich selbst verbunden sein
  • Stimmigkeit
  • im Einklang mit sich selbst
  • Selbstwirksamkeit
  • Authentizität
  • wahre Autonomie
  • den eigenen inneren Maßstäben folgen
  • vorbehaltlos Ja zu sich selbst und der eigenen Lebensrealität sagen

 

Die Selbstwerdung findet in der Gestalttherapie in der Begegnung, der ICH-DU-BEZIEHUNG, statt

Die Grenze zwischen ICH und Du macht klar, wer du bist und wer du nicht bist. Erst mit der gesunden Grenze zwischen ICH und DU wird Kontakt und damit Entwicklung möglich.

PSYCHISCHE SCHWIERIGKEITEN IN DER GESTALTTHERAPIE

Psychische Schwierigkeiten werden primär als Wahrnehmungs-, Beziehungs- bzw. Kontaktstörung verstanden. Daher findet die Arbeit im Hier&Jetzt im unmittelbaren Kontakt zwischen Coach/ Therapeut und Klient statt, da sich genau hier die prägenden Muster zeigen und neue Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden können. Das Interesse des Therapeuten ist das „Wie?“ und „Was?“ und nur sekundär das „Warum?“.

Durch die Frage nach dem „Wie?“ wird die Bewusstheit des Klienten ausgeweitet und die Selbstverantwortung gestärkt.  Dabei spielen die Rückmeldungen des Coach/Therapeuten eine große Rolle, der seine eigene Wahrnehmung und Resonanzen mitteilt sowie auf körperliche und sprachliche Reaktionen des Klienten aufmerksam macht.

Gestalttherapeuten verstehen sich als „Forscher“, die nicht mit Interpretationen einer Situation oder von Menschen arbeiten, sondern nah am Menschen mit ihrem individuellen Erfahrungen sind, um Veränderungen zu bewirken.

Die Gestalttherapie ist ganz zentral auf die Gefühle des Menschen ausgerichtet. Mit den eigenen Gefühlen ist sich der Mensch selbst am nächsten und führt von der Selbstentfremdung zur Selbstfindung.

DIE WIRKFAKTOREN IN DER GESTALTTHERAPIE

  • Heilung aus der Beziehung
  • Bewusstheit ausweiten & Gewahrsein trainieren
  • Selbstwirksamkeit erfahren
  • Förderung der organismischen Integration
  • Regulierung des Selbstwertgefühls
  • Problemlösung durch Kreativität
  • Experimente & zum Ausdruck bringen
  • im Hier&Jetzt arbeiten

GESUNDHEIT NACH DEM GESTALTANSATZ

Das Menschenbild der Gestalttherapie ist am gesunden Menschen orientiert. Wir sprechen von der „Weisheit des Organismus“, die in jedem Augenblick das in den Vordergrund treten lässt, was momentan am Dringlichsten ist. Gesundheit wird nach dem Gestaltansatz als ein ungestörter Kontakt nach innen und außen definiert und die Fähigkeit eines Menschen, seine psychischen, geistigen, physischen und sozialen Bedürfnisse ohne Schaden für sich und seine Umwelt zu befriedigen. Das beinhaltet beispielsweise in Stresssituationen die individuellen Möglichkeiten, sich stimmig zur Situation und sozialen Umwelt abgrenzen zu können.

WAS LERNEN KLIENTEN IN DER GESTALTTHERAPIE?

  • entwickeln eine höhere Bewusstheit über sich selbst, bekommen eine stärkere Körperwahrnehmung, erhöhen ihre Wahrnehmung und Ausdruck von Gefühlen
  • das eigene Erleben anzunehmen und nicht auf andere zu projizieren
  • sich ihrer Bedürfnisse bewusst zu werden und Maßnahmen zu entwickeln, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ohne andere zu verletzen
  • entwickeln einen vollständigeren Kontakt zu den eigenen Sinnesempfindungen
  • kommen in ihre Kraft, gut für sich selbst zu sorgen anstatt zu jammern, andere zur Verantwortung zu ziehen oder ihnen Schuldgefühle zu machen
  • offen zu sein für ihre Umwelt und sich zugleich in giftigen Situationen abzugrenzen
  • die Verantwortung für ihre Handlung und ihre Konsequenzen vollständig zu übernehmen

GESTALT-TECHNIKEN

„Ich akzeptiere niemanden als kompetenten Gestalttherapeuten, solange er noch ›Techniken‹ benützt. Wenn er seinen eigenen Stil nicht gefunden hat, wenn er sich selbst nicht ins Spiel bringen kann und den Modus (oder die Technik), die die Situation verlangt, nicht der Eingebung des Augenblicks folgend erfindet, ist er kein Gestalttherapeut.“ Fritz Perls 1968

Gestalttechniken unterstützen die Klienten, ihre Aufmerksamkeit auf die gegenwärtige Erfahrung zu richten, fördern die Selbstverwirklichung und verbessern die Entscheidungsfindung. Das persönliche Wachstum und das Leben als freier und autonomer Mensch stehen im Vordergrund. Jeder Mensch hat das Recht, seine eigene Art von Realität zu erschaffen und sein Leben frei zu gestalten.