Traumatherapie bei seelischen und körperlichen Belastungen
Traumatherapie unterstützt Menschen, die unter den Folgen früher, überwältigender Erfahrungen leiden – sei es durch emotionale Vernachlässigung, chronischen Stress oder Beziehungsdynamiken, die das Selbst erschüttern.
Viele Menschen leben mit den Spuren eines Traumas, ohne sich dessen bewusst zu sein. Nicht jedes Trauma ist laut oder sichtbar – manchmal entsteht es ganz leise: durch das Fehlen von Sicherheit, Bindung oder Verständnis in prägenden Jahren. Die Folge sind oft tiefe Verunsicherung, innere Unruhe, Beziehungsprobleme oder ein diffuses Gefühl von „Mit mir stimmt etwas nicht.“
In der körperorientierten Traumatherapie geht es darum, solche Erfahrungen behutsam zu erkunden und neu einzuordnen. Nicht über das Erzählen allein, sondern über die Verbindung zum eigenen Körper, zu Gefühlen, inneren Anteilen und neuen Beziehungserfahrungen im therapeutischen Raum.
Ich begleite Menschen mit Entwicklungstraumata, wiederkehrenden Mustern, chronischer Überforderung oder emotionalen Verletzungen. Meine Arbeit verbindet Gestalttherapie, Körperpsychotherapie und systemische Aufstellungen – online und in sicherem Kontakt.
Vom Überleben zum Leben – Stress und Trauma nachhaltig verarbeiten
In der Traumatherapie steht die Nachverarbeitung unverarbeiteten Stresses im Zentrum. Dabei geht es nicht primär um das Wiedererleben traumatischer Situationen, sondern darum, die im Körper unvollständig abgeschlossenen Reaktionen zu vervollständigen – sanft, sicher und Schritt für Schritt.
Ein Trauma ist weniger eine objektiv messbare Verletzung, sondern vielmehr ein Verlust des inneren Gefühls von Sicherheit, Ordnung und Kontinuität (Bindungstheorie). Der Zugang in der psychotherapeutischen Arbeit richtet sich daher nicht nach der Frage „Was ist ein Trauma?“, sondern vielmehr: „Wie fühlt sich das Trauma an?“
Für die Bewältigung von traumatischen Erfahrungen ist es nicht erforderlich, alte Erinnerungen zu durchwühlen und den emotionalen Schmerz erneut zu durchleben (Dr. Peter Levine, Begründer des Somatic Experiencing). Das kann zur Retraumatisierung führen. Wesentlich ist, dass die normalen instinktiven körperlichen Reaktionen Kampf und Flucht zum Abschluss kommen, die durch das Trauma blockiert sind.
Ein Trauma ist die biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine Situation, die als überwältigend empfunden wird. Gestalttherapeutische Traumatherapie vervollständigt die unabgeschlossene Gestalt/Erfahrung.
In der gestalttherapeutischen Traumatherapie wird die „unabgeschlossene Gestalt“ der traumatischen Erfahrung therapeutisch weitergeführt und in einer neuen Form abgeschlossen. Der Mensch tritt wieder in aktiven Kontakt mit seinem inneren Erleben und kann beginnen, aus vollem Herzen zu leben, statt nur zu überleben.
Wie zeigen sich Traumafolgen?
Unverarbeitete Traumata wirken auf Körper und Psyche – oft weit über das eigentliche Ereignis hinaus. Typische Symptome sind:
- Gefühl der Selbstentfremdung
- Reizbarkeit, Wutausbrüche, emotionale Überreaktionen
- Konzentrationsprobleme, Gedankenkreisen
- Erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Hyperarousal
- Körperliche Beschwerden: Reizdarmsyndrom, Verdauungsprobleme, Migräne, Schlafstörungen, chronische Verspannungen, Bluthochdruck, Tinnitus, Zyklusstörungen
- Psychische Belastungen: depressive Symptome, Ängste, Phobien, Panikattacken, Zwänge oder Suchttendenzen
- Erlernte Hilflosigkeit, Selbstverletzung
- Vermeidungsverhalten: Gedanken, Gefühle oder Orte werden gemieden
- Fragmentierung des Erlebens: Erinnerungslücken, Gefühl von „nicht ich selbst zu sein“
Selbstregulation statt Retraumatisierung
Moderne körperorientierte Traumatherapie arbeitet nicht mit Konfrontation, sondern mit Wahrnehmung, Regulation und Integration. Es ist nicht notwendig, alte Erinnerungen vollständig durchzugehen oder emotional erneut zu durchleiden. Das kann retraumatisierend wirken. Stattdessen steht im Mittelpunkt:
- der Wiederaufbau von Sicherheit und Stabilität,
- die Vervollständigung instinktiver Körperreaktionen,
- das Wahrnehmen und Verarbeiten körperlicher Signale,
- und die Integration getrennter Selbstanteile
Leiborientierte kreative Traumatherapie & Gestalt-Traumatherapie
Die Gestalttherapie und die Kreative Leibtherapie bilden gemeinsam einen kraftvollen therapeutischen Rahmen, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten. Beide Ansätze sehen das Trauma nicht als fest definierbares Ereignis, sondern als unerledigte Situation, in der die Integrationsleistung des Selbst blockiert ist.
Traumafolgen werden als unerledigte Situationen beschrieben und als das Scheitern der Integrationsleistung des Selbst sowie der Selbstunterstützung. Traumatische Erfahrungen werden im Leibgedächtnis gespeichert und wirken dort wie Fremdkörper. Über das Leibgedächtnis produzieren Menschen festgefahrene destruktive Muster. Die Trigger werden durch das Leibgedächtnis aktiviert. Aus dem Verständnis der kreativen Leibtherapie erschüttert eine traumatische Erfahrung den Menschen in all seiner Leiblichkeit.
Ziel der Therapie ist es, abgespaltene seelische und körperliche Selbstanteile zu integrieren und aus der Starre, dem Schock und der Unkontrollierbarkeit herauszuführen hin zu einem erlebbaren, vollständigen Selbst.
Wirkfaktoren & Arbeitsweise
- Phänomenologische Grundhaltung durch die Unterstützung des Ausdrucks der eigenen körperlichen Wahrnehmung mit Aufmerksamkeit, Konzentration und sozialer Zeugenschaft
- Körperbewusstweit durch die Ausweitung der Bewusstheit über die eigenen Unterbrechungsreaktionen
- Therapie der Gefühle durch die direkte Bearbeitung von Gefühlen und den Umgang mit schwierigen Gefühlen, wie Scham, Angst, Leere, Wut
- Der Hier&Jetzt-Fokus, um den Sog des Vergangenen zu stoppen und sich immer wieder in der Gegenwart zu verankern
- Integration der abgespaltenen Selbstanteile und Stärkung der Ich-Struktur
- Selbstunterstützung durch die ressourcenorientierte Haltung, das der Klient sich auf sich selbst verlassen kann
Die Arbeitsweise in der leiborientierten kreativen Leibtherapie und der Gestalt-Traumatherapie geht über den Körper und das Leibgedächtnis. Das erfordert einen Zugang zu den sinnlichen Eindrücken wie innere Bilder, Geräusche, Gerüche oder körperliche Impulse und Erregungskonturen.
Traumatherapie ist das Aufrichten in Würde.
Der Ausstieg aus dem Trauma kann nicht kognitiv geschehen, denn das Trauma besteht nicht in erster Linie in den Gedanken, die man nicht ertragen konnte, sondern in den nicht aushaltbaren Gefühlen und den damit verbundenen körperlichen Reaktionen.
Dr. Franz Ruppert
Online-Traumatherapie mit Autonomie-Aufstellungen
Dr. Ero Langlotz, Psychiater und Psychotherapeut, hat in den vergangenen vierzig Jahren ein neues Format für die Online-Traumatherapie (SSI) entwickelt, das sich auf die neuere Gedächtnisforschung als Gedächtnisrekonsolidierung stützt. Traumata werden demnach als ein ich-fremdes Introjekt gespeichert, die durch spezifische Lösungsstrategien wieder entfernt werden können. So bleiben die Erinnerungen an das Trauma, jedoch werden die emotionalen Trigger gelöscht.
Durch traumatischen Erfahrungen werden die Selbstanteile fragmentiert, d.h. die gesunden Selbstanteile abgespalten. Es bilden sich Überlebensstrategien, die für den Zeitpunkt oder Zeitspanne der traumatischen Erfahrung existentiell waren, aber in aktuellen Situationen oder Beziehungen sich als destruktiv und anstrengend erweisen.
Traumata werden als Ursache für eine gestörte Entwicklung der Autonomie gesehen. Die Fähigkeit, sich von anderen ohne Schuldgefühle abgrenzen zu können, andere Menschen nicht für eigene Bedürfnisse zu missbrauchen oder nicht missbraucht zu werden und sich selbst als vollständig wahrzunehmen, ist wenig bis gar nicht vorhanden. Als Kompensation für die mangelnde Autonomie werden destruktive Symbiosemuster entwickelt, die emotionale Abhängigkeiten schaffen und unfrei machen. Die Wahrnehmung und Erfüllung der eigenen Bedürfnisse ist blockiert.
Für die Integration der Selbstanteile und Entwicklung der Autonomie braucht es eine innere Grenze, die den eigenen Raum schützt und die Traumata entfernt. Ich arbeite mit dem systemischen Lösungsalgorithmus im Format der Online-Autonomie-Aufstellungen.
Gedächtnisrekonsolidierung als Selbstheilungsprozess
Das Gehirn hat bis ins hohe Alter die Fähigkeit, frühere als Erinnerung gespeicherte Traumata zu löschen.
Neue Forschungen aus der Epigenetik zeigen: „Die gute Nachricht ist, dass eine erfolgreiche traumapsychotherapeutische Behandlung zwar nicht die Sequenz des Genom verändert, wohl aber heilend bis in die epigenetischen Mechanismen der Stressregulierung und die Reparatur der DNA hineinwirkt.“ (Morath 2014: Effects of Psychotherapy on DNA Strand Break Accumulation Originating from Traumatic Stress).
Das strukturierte Format der Autonomie-Aufstellung ermöglicht die Gedächtnisrekonsolidierung (Algorithmus zur Gedächtnisrekonsolidierung nach Thomas Hensel) innerhalb des notwendigen Zeitraums der Stressverarbeitung. Innerhalb eines Zeitfensters von bis zu fünf Stunden wird das Trauma aktualisiert und neue stabilisierende Erfahrungselemente werden hinzugefügt.