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Körpertherapie zur Bewältigung von Stress und Traumafolgen

Jede Erfahrung ist körperlich. 

Unser Körper ist der wichtigste Resonanzboden!

Um unbewusste Muster, prägende Glaubenssätze oder Blockierungen aufzudecken, ist der Einstieg über die Körperwahrnehmung das wichtigste Werkzeug. In der Körpertherapie schult man die Fähigkeit seinen Körper wieder wahrzunehmen und die körperlichen Resonanzen auf Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen. Insbesondere bei traumatischen Erfahrungen sind die körperlichen Reaktionen beziehungsweise Nicht-Reaktionen durch ein „Freezing“ (Erstarren, Totstellreflex) blockiert.

Unser ganzes Erleben ist körperlich: „Die Person steht mir zu nah“, „Ich kann den Menschen nicht riechen“, „Ich bin verspannt“, „Meine Angst lähmt mich“, „Ich habe einen Kloß im Hals“, „Mein Herz wird eng“. Mit dem Blick auf unser körperliches /leibliches Erleben werden wir uns selbst gewahr.

Das Selbstgefühl wird maßgeblich durch unsere Körperwahrnehmung geprägt. Mit dem Körper, unseren Sinnen, begreifen wir die Welt und kreieren unser „Ich bin“.

„Wir sind voller Unruhe und voller Lärm,
nie einer Sache wirklich hingegeben, 

immer mit dem Kopf im Vergangenen,
oder bei dem was kommen soll,
dass es fast stets dem Zufall überlassen bleibt,
ob Kontakt mit Menschen oder Dingen entsteht.“

Elsa Gindler, Begründerin der Bewegungstherapie

Trauma und körperliche Reaktionen

Das Selbstgefühl und damit der Selbstwert wird durch traumatische, verletzende Erfahrungen stark beeinträchtigt. Es kommt zu einer erlebten Fragmentierung (Abspaltung), die sich in einem mangelnden oder fehlenden Selbstwertgefühl zeigt. Auch hinter einem selbstsicheren Auftreten oder beruflichen Erfolg kann sich eine große Verunsicherung verbergen. 

Das Traumaerleben zeigt sich körperlich in:

  • Ohnmacht, Kontrollverlust, Erinnerungslücken
  • chronische Anspannung oder Leere
  • emotionale Taubheit, Rückzug, Hypererregung
  • Unsicherheit, sich verstecken wollen, unsichtbar sein
  • körperliche Schmerzen ohne medizinischen Befund

Ein dauerhaft erhöhtes Stresserleben ist eines der häufigsten Erlebensqualitäten von traumatisierten Menschen.

Was durch den Körper erlebt wurde, kann auch nur über den Körper geheilt werden. Die therapeutische Arbeit zielt darauf, fragmentierte Selbstanteile wieder miteinander in Kontakt zu bringen und das innere Gleichgewicht zu stärken.

In der Körpertherapie kommen Methoden wie Somatic Experiencing und die Kreative Leibtherapie nach Udo Baer zum Einsatz. Beide bauen auf dem sogenannten Körpergedächtnis auf: Alle Erlebnisse – auch nicht erinnerte – sind im Körper gespeichert und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Verhalten.

Unser Körpergedächtnis – Erfahrungen, die weiterwirken

Im Körper sind alle unsere Erfahrungen gespeichert – bewusst oder unbewusst. Dieses Körpergedächtnis, auch Leibgedächtnis genannt (Begriff nach Udo Baer, Begründer der Kreativen Leibtherapie), prägt unsere Reaktionen, Denk- und Verhaltensmuster. Es speichert nicht nur körperliche Abläufe, sondern auch emotionale Spuren: Wut, Ärger, Trauer, Scham, Freude oder Angst.

Diese emotionalen Erlebnisse hinterlassen körperliche Spuren – oft in Form von muskulären Spannungen, Bewegungseinschränkungen oder innerer Starre. Dauerhafte Anspannung kann unsere Lebendigkeit und Ausdruckskraft erheblich einschränken, ohne dass uns der Zusammenhang mit früheren Erfahrungen bewusst ist.

Durch die achtsame Einbeziehung von Körperempfindungen und Körperreaktionen im therapeutischen Prozess wird es möglich, diese alten Muster zu erforschen und zu verändern. Der Körper zeigt, wo der Energiefluss stockt – und wie er durch sanfte Impulse, Berührung, Atem oder Bewegung wieder ins Fließen kommen kann.

Körpertherapeutische Methoden

Der Zugang zum inneren Erleben erfolgt über konkrete körperliche Erfahrungen:

  • Wahrnehmung eigener Bedürfnisse
  • Erleben von Nähe und Distanz
  • Spüren von Erregungskurven und Raumempfinden
  • Affektregulation durch Bewegung
  • Integration primärer Beziehungserfahrungen (z. B. „gesehen werden“, „gehört werden“, „gehalten werden“)

Diese Erfahrungen fördern die Selbstregulation und helfen, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu entwickeln.