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Die vitale Kraft der gesunden Aggression

    AGGRESSION – UNSERE VITALE KRAFT

    vitale kraft der gesunden aggression

    Aggression ist eine ganz lebensbejahende Kraft. Ohne sie könnten wir unsere Bedürfnisse weniger erfüllen. Wir brauchen dazu unseren aggressiven Impuls. Unsere gesunde Aggression hilft unsere Bedürfnisse zu erfüllen, unsere Gefühle von Hilflosigkeit, Überforderung, Resignation oder Angst aufzulösen.

    Was verbindest du mit Aggression? Wie lebst oder unterdrückest du deine Aggression? In welchen Situationen könnest du deine Kraft der Aggression gebrauchen?

    INTEGRATION AGGRESSIVER IMPULSE 

    In der therapeutischen Arbeit mit den Autonomie-Aufstellungen werden wir ganz konkret mit unseren aggressiven Impulsen konfrontiert. Einmal in der Abspaltung und dann in der Integration.

    In der Abspaltung richten wir die Aggression gegen uns selbst oder gegen andere und es kommt zu einem Aggressions-Stau. Die ungesunde Aggression gegen uns selbst zeigt sich in Form von Selbstzweifeln, Selbsthass, Selbstablehnung, Schuldgefühlen, depressiver Lähmung, körperlichen Symptomen und psychosomatischen Erkrankungen. Die ungesunde Aggression gegen andere zeigt sich in „blinder“ Wut und seelischer wie körperlicher Gewalt.

    Die Integration aggressiver Impulse werden in den Autonomie-Aufstellungen aktiv durch die Abgrenzungsübungen trainiert. Dazu gehören die Fähigkeiten, sich selbst und die eigenen Grenzen zu schützen, die Grenzen anderer zu respektieren und das Eigene in Angriff zu nehmen („aggredi“, lateinisch: auf etwas zugehen).

    In der Gestaltherapie oder einfach „Gestalt“ wird Aggression positiv bewertet. Aggression steht für die Fähigkeit, die Umwelt an sich selbst und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Zudem umfasst Aggression die aktive Gestaltung oder Veränderung der Umwelt, indem wir die Initiative ergreifen und unser Leben aktiv gestalten. Dabei finden genauso Trennungsprozesse statt wie Integrationsprozesse. Denn wir müssen uns von dem trennen und aussortieren, was uns schadet und nicht (mehr) zu uns gehört. Zugleich müssen wir den Fokus darauf lenken, was und wen wir in unserem Leben haben wollen. „Wir nehmen von der Umwelt und wir geben wieder zurück. Wir akzeptieren oder weisen zurück, was die Umwelt zu bieten hat.“ (Fritz Perls) Durch unsere gesunde Kraft der Aggressionen zerstören, verändern und verdauen wir. Um zu wachsen, sind wir angehalten kritisch zu hinterfragen, was mit uns vereinbar ist und was nicht.

    Unsere gesunden aggressiven Impulse ermöglichen uns „Nein“ zu Meinungen zu sagen, die nicht zu unseren Überzeugungen passen. Wir brauchen unsere aggressiven Kräfte, um einen Konflikt vollständig zu klären. Denn der Konflikt an sich stellt nicht das Problem dar, sondern der nicht ausgefochtene Konflikt. Die Integration unserer aggressiven Impulse befähigt uns, neue Ideen und Pläne zu entwickeln und Schritt für Schritt umzusetzen.

    UNSERE VITALE KRAFT LEBEN 

    Der Umgang mit unserer Aggression kann unser ganzes Leben beeinflussen. Diese lebensbejahende und vitale Kraft lebendig werden zu lassen, schafft Lebensraum und Klarheit. Wir setzen uns zur Wehr, lösen uns von destruktiven Mustern oder Beziehungen und machen damit Raum für eigene Ideen, Lebensentwürfe und schützen unsere Würde.

    Viele Menschen bremsen oder ersticken ihre aggressiven Impulse. Damit unterdrücken wir wichtige Anteile von uns selbst und nehmen uns zurück. Wir erleben uns als nicht vollständig und eine verzerrte Form der Aggression. Wenn der ursprüngliche Impuls nicht möglich ist, ein unerfülltes Bedürfnis zum Ausdruck zu bringen, richten wir die Aggression gegen uns selbst oder destruktiv gegen andere. In der Gestalt nennen wir dies Retroflektion.

    Was man eigentlich jemanden anderen zufügen möchte, richtet man gegen sich selbst. Damit vermeidet man Auseinandersetzungen und damit den lebendigen Kontakt. Mit der Vermeidung der eigenen aggressiven Impulse können wir den Kontakt zu uns und anderen verlieren. Wir resignieren, ziehen uns zurück, sind frustriert, depressiv und verzichten auf die Erfüllung eigener Bedürfnisse. Die gesunde Wut und Ärger werden nicht gelebt, die Trauer und Verletztheit nicht gezeigt. Alles wird hinuntergeschluckt und kommt oftmals in körperlichen Schmerzen, wie beispielsweise Magenschmerzen, Kopfschmerzen oder Verkrampfungen zum Vorschein. Das therapeutische Ziel ist, die Retroflektion aufzuheben, die Energie umzukehren und in die richtige Richtung zu geben. So wird die Aggression zur vitalen Kraft, die uns wieder lebendig werden lässt.

    Wer auf Aggression verzichtet, bleibt ohnmächtig.

    Gegen die Ohnmacht, Hilflosigkeit, Scham und Schuldgefühle hilft unsere gesunde Aggression. Wenn wir in Kontakt mit der vitalen Kraft der Aggression kommen und unsere damit verbundenen Bedürfnisse zum Ausdruck bringen, kommen wir zu uns selbst. Wir bekommen ein Werkzeug gegen unsere Ohnmacht, Hilflosigkeit und Resignation. Wir lernen uns zu zeigen, uns abzugrenzen, eigenständig zu sein und unsere Wahrheit auszudrücken. Mit der vitalen Kraft der Aggression sind wir im Kontakt mit uns selbst und können so auch wieder in den Kontakt mit anderen gehen.

    Stell dir vor, du kannst ganz ungeniert mal eine ehrlichen Wutausbruch bekommen. Nichts verstecken, nichts unterdrücken, weg von dem angepassten, braven und lieben Verhalten, dem Dauerlächeln wie in der Werbung. Hier macht sich Authentizität breit. Aggression ist ein biologisch verankertes Programm, ohne das wir nicht überleben können.

    Daher lautet der Appell, die Wut und den Ärger einzuladen, willkommen zu heißen und mit Aggressions-Tabus zu brechen. Bei uns Erwachsenen und bei unseren Kindern. Gesunde Aggressionen helfen uns, unsere Grenzen zu erkunden, für uns einzustehen, eigene Bedürfnisse zu erfüllen und sich zu schützen.

    Unsere gesunde Aggression ist ein Akt der Selbstliebe.

    TRAUMA UND DIE GESUNDE KRAFT DER AGGRESSION

    Um traumatische Erfahrungen bewältigen zu können, brauchen wir die Integration unserer aggressiven Impulse. Dies ist jedoch keine leichte Aufgabe und braucht Zeit und Geduld. Denn traumatische Erfahrungen sind häufig mit dem aggressiven Verhalten anderer gepaart und zugleich mit Angst verknüpft. Die Angst mit der eigenen unterdrücken Wut in Kontakt zu kommen, hindert an einem gesunden Ausdruck und schneidet die vitale Kraft in uns ab.

    In der traumatherapeutischen Arbeit ist es wichtig, mit den versteckten Aggressionen in Kontakt zu kommen und einen lebendigen Ausdruck zu finden. Dabei gilt es, das richtige Maß zu finden. Denn häufig gibt es eine Angst vor der Maßlosigkeit der eigenen Aggression, so dass sie gänzlich unterdrückt wird. Manchmal müssen auch erst andere Gefühle wie Trauer, Scham oder Schuldgefühle gefühlt werden, um der eigenen Wut Raum geben zu können.

    Die gesunde Kraft der Aggression stärkt unseren Selbstwert, unser Selbstbewusstsein und unser Selbstvertrauen. Wenn wir wieder erleben dürfen, dass wir nicht ausgeliefert sind, sondern uns wehren können, beginnen wir innerlich zu wachsen. Wir richten uns auf in Würde, werden für andere sichtbar und greifbar, zu einem klaren Gegenüber. Unsere vitale Kraft verteidigt unseren intimen Raum, unsere Grenze.

    Je mehr an traumatischen Stress verarbeitet wurde, desto klarer nehmen wir unsere tiefen Bedürfnisse wahr und können dafür Sorge tragen. Wir bekommen einen klaren Blick für uns, was uns gut tut und was nicht. Mit der Erfüllung unserer Bedürfnisse kommt auch die Gelassenheit und innere Ruhe.